Und wieder hat der Himmel einen Stern mehr

Unser Ben-Sam hat sich auf den Weg gemacht

Und wieder hat der Himmel einen Stern mehr … 

Inzwischen schaue ich auf euch herab und spüre die Liebe, die ihr mir auch jetzt, nach meinem Weg über die Regenbogenbrücke, noch immer entgegenbringt.

Obwohl ich euch Menschen nie richtig vertrauen konnte und ich Streicheleinheiten nicht zugelassen habe – so habt ihr mich doch in eure Herzen geschlossen.
Wie oft ist jemand von euch vorbeigekommen und hat leise mit mir gesprochen. Wie schön sich das angehört hat.

Und vorsichtig habe ich dann auch eine Leckerlie aus euren Fingern genommen.

Wie gerne hätte ich mich viel mehr geöffnet. Ihr konntet nichts dafür.  

Schuld waren die Menschen am Anfang meines Lebens. Sie hatten kein Herz. Ich fristete mein Dasein an einer kurzen Kette, bei Regen, Schnee oder brütender Hitze. Ein Dach über dem Kopf hatte ich nicht. Liebe, Zuneigung, Streicheleinheiten, all das waren Fremdworte für mich. Ich war ein junger Hund, wollte mein Herz verschenken und musste stattdessen trostlos verkümmern.     

Irgendwann wurde ich gerettet und durfte zu euch in den Kandelhof kommen. Dort bewohnte ich die kleine Senioren-Residenz. Ein geräumiger Zwinger, mit kleinem Zimmer und Hundehütte. Dazu ein kleiner Garten, der mir immer zur Verfügung stand.

Und immer sind da Spuren deines Lebens, Gedanken, Bilder und Augenblicke. Sie werden uns an dich erinnern, uns glücklich und traurig machen und dich nie vergessen lassen.

Ich hatte ein schönes Leben bei euch, ich durfte Hund sein. Ich durfte erfahren was es heißt, von Liebe umgeben zu sein. Ich musste nie mehr hungern, frieren oder Schmerzen aushalten. Es war alles so wunderschön, ihr habt euch um mich gesorgt, mir gezeigt, dass ich ein toller Hund bin.

So gerne hättet ihr mich ganz feste umarmt. So gerne wollte ich euren Herzschlag ganz dicht bei mir spüren. Aber ich konnte es einfach nicht zulassen.

Ihr sagt immer, ein Hund lebt im hier und jetzt. Ja das war auch bei mir so. Aber meine Vergangenheit konnte ich nie vergessen. 

So habe ich mich am Abend des 12. Januar 2023, im stolzen Alter von fast 16 Jahren  auf die Reise gemacht. Meine Schritte wurden leichter, der von Arthrose geplagte Rücken schmerzte nicht mehr, meine trüben Augen konnten plötzlich eine grüne Wiese mit vielen bunten Blumen sehen. Meine Ohren nahmen wieder die bekannten Geräusche wahr, das Bellen meiner Kumpels die schon vor mir gegangen sind.     

Ich bin angekommen, im Regenbogenland.

Bitte verzeiht mir, dass ich euch nie die Nähe geschenkt habe, um die ihr so sehr gekämpft habt.

Ich schicke euch, ein letztes Brummeln.

Euer Ben-Sam