Lissy – eine besondere Hündin hat am Morgen des 10.04.2023 die Reise über den Regenbogen angetreten

Wenn dich unsere Liebe hätte retten können, hättest du für immer gelebt.

(Unbekannt)

Meine lieben Menschen,
noch einmal will ich bei euch sein und euch erzählen, wie mein Leben begann.


Als junger Hund wurde ich 2014 angeschafft, um von diesem Tag an, an einer eisernen Kette zu hängen. Mir wurde das Futter in einen alten zerbeulten Kochtopf geworfen. Und doch war ich froh darüber, überhaupt etwas zu bekommen.

Manchmal kamen Menschen um mich zu ärgern. Sie stocherten mit langen Stecken nach mir. Ich wollte weg, aber war gefangen an dieser Kette. Ich begann, meine Zähne zu zeigen, wollte Angst einflößen. Es war mein einziges Mittel, mich zu wehren. Und dies merkte ich mir gut.


Die Tage vergingen, ich saß da, bei Sonne, bei Regen, winters wie sommers. Manchmal schlief ich ein und träumte … Was sollte ich träumen, ich kannte nichts Anderes und deshalb liebte ich die Menschen, die mich nie von dieser Kette befreiten, die mir keine weiche Decke schenkten, die überall erzählten, ich sei nur ein Wachhund, hätte nichts Besseres verdient.

Viele Jahre später, es war 2020, konnten mich Tierschützer befreien. Sie nahmen mir die Kette ab, nahmen mich mit und fütterten mich. Der Raum war warm, es gab ein weiches Kissen für mich.

Später trat ich eine lange Reise an, nach Deutschland, in den Kandelhof sollte es gehen. Ich hatte wieder Angst. Was sollte ich dort? Wieder Wachhund sein, der sein Leben an der Kette fristen musste? Zitternd überstand ich den Transport.

Und dann??
Nach der Ankunft bekam ich ein eigenes Zimmer mit Körbchen und Kissen und Futter und Menschen, die es gut mit mir meinten.
Meine Menschen suchte ich mir von da an immer selbst aus. Manche mochte ich gerne. Andere durften mich nicht berühren, das setzte ich wieder meine Zähne ein. Meine einzige Waffe, von damals ….

Mein Leben im Kandelhof war echt toll und doch fehlte etwas … eine eigene Familie. Die kam auch, nahm mich mit und brachte mich kurze Zeit später zurück. Man wollte Dinge von mir, die ich einfach noch nicht verstand. Also nutzte ich meine Zähne … Es tut mir noch heute leid, aber ich konnte einfach nicht anders.
Im Sommer 2022 dann, kamen Menschen, da schlug mein Herz höher. Sie waren anders, sie akzeptierten mich, so wie ich war. Ich durfte mit ihnen gehen und es begannen die schönsten neun Monate meines Lebens.

Schon am ersten Tag saß ich mit der Oma des Hauses am Tisch und stibitzte ihr den Kuchen vom Teller :-). Später gab es bei Oma Helga jeden Tag zum Frühstück ein Stück Jagdwurst. Sie sagten, die Lissi, hätte es verdient.

Jeden Tag sind wir eine Runde gelaufen. Ich habe die Kühe und Schafe im Dorf kennengelernt, das Bäckerauto, die Tierärztin und immer mehr Menschen hatten mich gerne und ich begann, die meisten Menschen zu lieben.

Mit der Katze des Hauses lag ich auf dem Sofa, wer hätte das gedacht.

Sogar in der Tierpension, wo ich ein paar Tage verbringen musste, als Mama krank war, habe ich mich vorbildlich benommen. Alle waren stolz auf mich.

Seit Anfang April ging es mir nicht gut, ich bekam Durchfall, Fieber, eine Lungenentzündung. Ich war beim Notdienst, wurde versorgt, gestreichelt und gekuschelt. Aber es sollte nicht besser werden.
So bin ich am Morgen des 10.04.2023 in den Armen meiner geliebten Menschen für immer eingeschlafen.
Bis zuletzt habe ich euren leisen Worten zugehört:

„Wir sind so dankbar, dass wir dich, Lissy kennen und lieben lernen durften. Trotz deiner unschönen Vergangenheit warst du eine tolle, freundliche und phantastische Hündin. Ein Sonnenschein. Du hast uns jeden Tag deine Dankbarkeit gezeigt. Hast dich tapfer deinen Ängsten gestellt und gewonnen. Angst vor lauten Geräuschen, Schafen, Kühen und manchen Zweibeiern. Manchmal hattest du ganz schöne Flausen im Kopf. Aber du warst auch immer total verschmust und wollest überall dabei sein, du warst unser Familienmitglied.
Du fehlst uns so sehr, es tut einfach nur weh.“

So gerne wäre ich noch länger bei euch geblieben.

In unsagbarer Liebe.

Eure Lissy