Wie finanziert sich eigentlich ein Tierheim?

“Wieso nehmt ihr Geld, wenn wir ein Tier abgeben wollen? Ihr seid doch ein Verein, ihr macht das doch umsonst!”


“Ihr macht das doch alles ehrenamtlich, also ist das für euch doch alles nicht so teuer!”


Der Träger des Tierheims Kandelhof in der Gemeinde Weischlitz ist der Tierschutzverein Plauen und Umgebung e. V. Die Führung des Tierheims funktioniert allerdings wie bei einem ganz normalen Unternehmen mit allen täglich zu treffenden Entscheidungen und zu erledigenden Aufgaben.

Und dies an 365 Tagen im Jahr, an jedem Wochenende und an allen Feiertagen – wir sind ein Wohnheim, Seniorenheim, Pflegeheim, Waisenhaus – für Tiere.

Der Verein finanziert das Tierheim Kandelhof aus Mitgliedsbeiträgen (einzig kalkulierbare Einnahme), Spenden, Abgabe- und Vermittlungsgebühren (nicht kalkulierbar), Pauschalentschädigungen der Kommunen für die Erfüllung kommunaler Tierschutzaufgaben (Verträge), Leistungen für die Übernahme von Fundtieren sowie Fördermitteln.

  • 6 Prozent der Einnahmen stammten 2022 aus der Erfüllung kommunaler Tierschutzaufgaben
  • 27 Prozent konnte der Verein aus Fördermitteln generieren
  • 10 Prozent aus der Vermittlung von Abgabetieren
  • 5 Prozent der Einnahmen resultieren aus Mitgliedsbeiträgen
  • 2 Prozent aus Vereinsveranstaltungen
  • 50 Prozent aller Einnahmen resultieren aus Spenden

Es entstehen Lohnkosten für die Tierpfleger und Hausmeister (50 Prozent der Ausgaben), Kosten für Futter, Tierarzt, Medikamente (acht Prozent), Wasser Heizung, Strom, Reinigung und Entsorgung (elf Prozent), einen Transporter (ein Prozent), dazu die Instandhaltung der Tierheimgebäude und des Grundstücks (14 Prozent) – konkret zwischen 12.000 € und 17.000 € monatlich.

Diese Kosten wären noch viel höher, wenn nicht so viele Arbeiten ehrenamtlich erledigt werden würden (Betreuung des Notfall-Telefons, Betreuung der Internetseite sowie der sozialen Medien (Facebook, Instagram etc.,) Unterstützung bei der Tierpflege, Kontrollen, Büro- und Kassenführung, Gassi gehen, Hilfe bei Arbeitseinsätzen und vieles mehr).

Auch der Vereinsvorstand arbeitet ehrenamtlich und selbstverständlich ohne Bezahlung.

Unser Tierschutzverein hat mit einigen Kommunen Pauschalverträge über die Erfüllung kommunaler Tierschutzaufgaben abgeschlossen. Die Zahlungen beinhalten Pauschalbeträge pro Einwohner und Jahr und müssen immer wieder neu verhandelt werden.
Mit anderen Kommunen wird die Unterbringung und Versorgung von Fundtieren fallbezogen abgerechnet. Das sind Tierarztkosten mit gewissen Standardbehandlungen, die häufig anfallen, wie zum Beispiel Parasitenbekämpfung oder Impfungen. Außerdem berechnen wir Tagessätze für die ersten 42 Tage des Aufenthaltes eines Tieres im Tierheim. Damit sind allerdings die Kosten oft nur zu einem ganz geringen Teil abgedeckt. Viele Tiere verbleiben lange, oft über Jahre, im Tierheim. In anderen Bundesländern übernehmen Kommunen die Kosten bis zu einem halben Jahr.

Von „erwirtschafteten Gewinnen“ kann daher in einem Tierheim – vor allem seit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohnes – nicht gesprochen werden!!

Vielmehr investieren wir jedes Jahr viel ehrenamtliche Zeit, um die Unterbringung und liebevolle Versorgung unserer Schützlinge dauerhaft gewährleisten zu können.

Ohne Spenden von Tierfreunden, sowie der staatlichen und kommunalen Förderungen wäre es undenkbar, den Tierheimbetrieb aufrechtzuerhalten und wichtige Tierschutzaufgaben zu erfüllen, von dringend erforderlichen Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten ganz abgesehen.

Ebenso wäre die Anschaffung von Tierbedarfsgegenständen, die Deckung von unkalkulierbaren Kosten (z. B. aufgrund von Animal-Hoarding-Fällen) oder die Finanzierung anderweitiger außerplanmäßiger Tierarztkosten z. B. bei Tieren, die Misshandlungen und Gewalt erlitten haben oder krank im Fundtierzwinger vorgefunden wurden, außerordentlich schwierig.

Während der Corona-Pandemie haben sich viele Menschen ein Haustier angeschafft, ohne sich mit der Verantwortung, die daraus resultiert, zu befassen.

Inzwischen sind viele dieser Tiere im Weg und werden wie Wegwerfartikel behandelt. Die Tiere werden sich selbst überlassen, werden ausgesetzt, im Internet zum Verkauf angeboten oder landen im besten Fall im Tierheim.


Das Leid der Tiere, verursacht durch die Grausamkeit der Menschen, ist nicht in einem Haushaltsplan kalkulierbar. Es nimmt derzeit Ausmaße an, die für Tierheime nicht mehr zu stemmen sind.

Unser Tierheim könnte ohne freiwillige finanzielle Unterstützung, ehrenamtliche Mitarbeit und Spenden nicht mehr existieren.
Auch wir vom Tierheim Kandelhof sind daher auf die Hilfe tierlieber Menschen angewiesen – sei es durch finanzielle Unterstützung, Sachspenden oder ehrenamtliche Mitarbeit.

Wir Tierschützer haben aufgefangen, gemahnt und appelliert, doch jetzt brechen wir unter der Last der in Not geratenen Tiere zusammen

(Bündnis Schattenhund)